Guayaquil – Ecuadors schönste, aber auch gefährlichste Stadt?
Unsere Erfahrungen und Reiseempfehlungen
Unsere Rundreise durch Ecuador startete – etwas spontan und chaotisch – in Guayaquil, der größten Stadt des Landes. Ursprünglich hatten wir wegen der Klausurenphase kaum Zeit, unsere Reise zu planen. Einzig unser Ankunftsort war sicher: Guayaquil, die Hafenstadt am Guayas-Fluss, die in Ecuador berühmt-berüchtigt für ihre Kriminalitätsrate ist. Doch entgegen aller Vorurteile hat uns die Stadt dermaßen begeistert, dass wir noch am ersten Tag beschlossen, länger zu bleiben.
Unterkunft und Free Walking Tour in Guayaquil
Unser Heimathafen in Guayaquil war das Hostal Nuchapacha. Mit seinem coolen Pool, günstigen Zimmern (inklusive Frühstück!) und großartigen Tourangeboten war es genau das, was wir brauchten. Besonders spannend: Die Eigentümer sind ausgewanderte Deutsche, die sich hier ihren Traum erfüllt haben. Für uns fühlte es sich an wie ein Zuhause auf Zeit – und nein, wir bekommen kein Geld für diese Empfehlung! Die Touren, die das Hostel organisiert hat, waren absolut genial.
Ein Highlight war die Free Walking Tour, die unser Guide speziell für uns arrangierte. Dabei zeigte er uns nicht nur die typischen Sehenswürdigkeiten, sondern führte uns auch durch kleine Gässchen, die man allein niemals entdeckt hätte und führte uns in die spannende Geschichte Guayaquils ein:
Der Name Guayaquil leitet sich von der Legende von Guayas und Quil ab, einem indigenen Häuptling und seiner Frau, die lieber gemeinsam sterben wollten, als sich den spanischen Eroberern zu ergeben. Diese dramatische Geschichte spiegelt sich bis heute in der Identität der Stadt wider.
Guayaquil – Stadt der Piraten ?!
Guayaquil war über Jahrhunderte ein begehrtes Ziel für Piraten, darunter niemand Geringeres als Captain Morgan – ja, der Typ vom Rum! Während unseres Rundgangs entlang der Malecon-Uferpromenade erzählte uns unser Guide von der ständigen Bedrohung durch Plünderer. Die Stadt entwickelte sogar spezielle Verteidigungssysteme gegen die Freibeuter und errichtete Flotten aus „Feuerschiffen“ – Schiffen, die in Brand gesetzt wurden, um die Piraten zu stoppen. Es fühlte sich an, als wären wir in einem Pirates of the Caribbean-Film gelandet.
Eine weitere faszinierende Episode aus der Geschichte Guayaquils ist die fast blutlose Unabhängigkeitserklärung. Im Jahr 1820 inszenierten lokale Patrioten während eines Balls einen Überraschungsputsch, der den Weg zur Unabhängigkeit Ecuadors ebnete. Es ist kaum zu glauben, dass eine so dramatische Wende fast wie ein Tanzabend begann.
Leguane haben in Guayaquil fast schon einen VIP-Status. Im Plaza Bolívar, auch bekannt als Parque de las Iguanas, könnt ihr diese faszinierenden Tiere hautnah erleben. Obwohl der Park Rückzugsorte für die Tiere bietet, sind viele von ihnen erstaunlich zahm. Der perfekte Ort für ein Selfie mit einem dieser kleinen Dschungelbewohner!
Wenn ihr es etwas exotischer mögt, lohnt sich ein Abstecher auf die Insel im Guayas-Fluss. Dort befindet sich eine Auffangstation für gerettete Alligatoren. Die Tour ist kein Standardprogramm, aber mit ein bisschen Nachfragen beim Guide lässt sich dieses Abenteuer organisieren.
Weitere Reise-Tipps für Guayaquil
Guayaquil ist eine Stadt der Gegensätze. Während unserer Tour führte uns unser Guide auf den höchsten Punkt der Stadt, Las Peñas, vorbei an malerischen Kolonialgebäuden und kleinen Kapellen. Dort erlebten wir den wohl schönsten Sonnenuntergang unseres Lebens. Doch während wir die Aussicht genossen, wurde uns auch bewusst, wie gespalten die Stadt ist. Auf der einen Seite wunderschön erhaltene Kolonialbauten, auf der anderen Seite die Zeichen der Armut, sichtbar an den einfachen Blechdächern der Häuser. Unser Guide warnte uns eindringlich davor, manche Viertel auf eigene Faust zu betreten.
Kulinarik in Guayaquil – Ein Fest für Meeresfrüchte-Fans
Kulinarisch ist Guayaquil vor allem für Fisch und Meeresfrüchte bekannt. Unser Favorit? Encebollado, die typische Fischsuppe Ecuadors, die mit einer großzügigen Portion Zwiebeln serviert wird. Klingt gewöhnungsbedürftig, ist aber ein absoluter Genuss – vor allem, wenn man einen kleinen Kater hat (ja, sie gilt in Ecuador als DAS Katerfrühstück).
Wie gefährlich ist Guayaquil wirklich?
Guayaquil, mit über drei Millionen Einwohnern die größte Stadt Ecuadors, gilt nicht nur als wirtschaftliches Zentrum des Landes, sondern hat auch einen Ruf, der bei Reisenden für Vorsicht sorgt. Die Stadt wird oft als eine der gefährlichsten in Ecuador eingestuft, was vor allem auf die hohe Kriminalitätsrate in einigen Vierteln und die Aktivitäten organisierter Banden zurückzuführen ist. Doch das sollte niemanden davon abhalten, diese faszinierende Metropole zu besuchen, solange man sich gut vorbereitet und umsichtig verhält.
Guayaquil sicher genießen
Guayaquil ist eine Stadt der Kontraste, und diese spiegeln sich auch in ihrer Sicherheit wider. Während die belebten, touristischen Bereiche wie die Malecon 2000, der Plaza Bolívar oder das malerische Künstlerviertel Las Peñas in der Regel gut überwacht und sicher sind, gibt es Viertel, die man als Tourist meiden sollte. Besonders nachts sind bestimmte Gegenden außerhalb des Zentrums, wie etwa einige Vororte und die nördlichen Bezirke, potenziell riskant. Auch in den sichereren Vierteln ist es ratsam, abends oder nachts nicht allein unterwegs zu sein.
Nichtsdestotrotz lässt sich Guayaquil mit einer durchdachten Reiseplanung sicher und entspannt erleben:
Buche im Voraus Unterkünfte, die in sicheren Vierteln liegen, und plane deine Tagesaktivitäten so, dass du nach Einbruch der Dunkelheit nur noch in gut beleuchteten und belebten Gegenden unterwegs bist. Auch für den Transport innerhalb der Stadt solltest du auf offizielle oder gut bewertete Anbieter setzen (allen voran stehen Taxi-Apps, wie Uber, auf denen die Fahrer sich verifizieren müssen). Ein weiterer Vorteil eines Guides oder einer geführten Tour ist, dass du dich auf die Sehenswürdigkeiten konzentrieren kannst, ohne dir Gedanken über deine Sicherheit machen zu müssen.
Noch ein kleiner Geheimtipp zum Schluss: In Guayaquil gibt es eine Auffangstation für Galapagos Schildkröten. Diese ist ziemlich versteckt (in einer Universität) und nicht unbedingt öffentlich zugänglich. Mit etwas Glück und einem coolen Guide könnt ihr diese jedoch mit etwas Glück ebenfalls besichtigen.
Unser Fazit
Trotz seines Rufes hat Guayaquil eine Menge zu bieten, von faszinierender Geschichte und beeindruckender Architektur bis hin zu einer lebendigen Kulturszene. Wer die Sicherheitsvorkehrungen beachtet, kann die Stadt in all ihrer Vielfalt genießen und unvergessliche Eindrücke mitnehmen. Guayaquil zeigt sich dann nicht nur als eine Herausforderung, sondern als eine Stadt voller Abenteuer, die einen tieferen Einblick in das Leben in Ecuador bietet. Wir haben uns in Guayaquil unglaublich wohlgefühlt und würden die Stadt jederzeit weiterempfehlen.
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